TCM - Traditionelle Chinesische Medizin

Entstehung

Die TCM ist mit ihrer langjährigen Geschichte das älteste heute noch angewandte Medizinsystem. Über Jahrtausende wurden wirkungsvolle Therapiemethoden entwickelt und mit Hilfe naturphilosophischer Konzepte wie Yin und Yang sowie den fünf Wandlungsphasen systematisiert.

Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) hat ihren Ursprung in China und hat sich von dort aus über Japan nach Korea und Südostasien ausgebreitet. Heute wird sie auch in Europa und Nordamerika praktiziert. TCM gründet sich auf eine jahrtausendelange Entwicklung. Bereits viele Jahrhunderte vor Christi führte man erste Behandlungen mit nadelähnlichen Instrumenten durch.

Die erste Anwendung mit angezündeten Kräutern, die auf schmerzhafte Körperstellen gelegt wurden – die sogenannte Moxibustion – liegt noch weiter zurück. Über viele Jahrhunderte hinweg wurden die Erfahrungen in Akupunktur und Moxibustion niedergeschrieben und über Generationen hinweg weitergegeben. Zwischen 500 und 200 vor Christus entstand das älteste Buch Huang Di Nei Jing, Klassiker des Gelben Kaisers für Innere Medizin, das die ersten theoretischen Grundlagen der chinesischen Medizin beinhaltet und noch heute als Grundlagenlehrmittel verwendet wird. Die traditionelle chinesische Medizin hat sich bis in die heutige Zeit stetig weiterentwickelt und deckt heute etwa ein Drittel der medizinischen Versorgung in China ab. Neben reinen TCM-Krankenhäusern gibt es auch an vielen westlich ausgerichteten Spitälern eine Abteilung für traditionelle chinesische Medizin, was eine enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Richtungen ermöglicht.

Grundsätze

In der TCM wird der Mensch als ganzheitliches Wesen angesehen, das in die Natur und das System des Yin und Yang eingebunden ist. Yin und Yang stehen für gegensätzliche, aber sich auch ergänzende Kräfte oder Energieformen, die immer in Wechselbeziehung zueinanderstehen. Das dynamische Wechselspiel von Yin und Yang bringt die Lebensenergie der Natur, das Qi hervor. Die Lebensenergie fliesst in Energie-Leitbahnen, den Meridianen, durch den Körper und hat viele wichtige Funktionen. Befinden sich die Yin- und Yang-Elemente im Körper in einem dynamischen Gleichgewicht, kann das Qi ungehindert den Körper durchfliessen – der Mensch ist gesund. Krankheiten entstehen, wenn die Harmonie des Yin-/Yang-Systems gestört ist und daraus Blockierungen und Stauungen des Qi resultieren. Die TCM-Behandlung setzt sich zum Ziel das Qi im Körper wieder zum Fliessen zu bringen und so das Ungleichgewicht zwischen den beiden Prinzipien wieder zu harmonisieren. Ein weiteres Grundprinzip der TCM ist die Lehre von den „Fünf Wandlungsphasen“ oder den „Fünf Elementen“ Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Mit dieser Lehre werden die Gesetzmässigkeiten beschrieben, nach denen dynamische Prozesse in der Natur ablaufen. Eine solche Zuordnung gibt es auch in der Medizin: Jedes Yin- und Yang-Organ des Körpers entspricht aufgrund seiner Eigenschaften einem der Fünf Elemente.

Unterschied zwischen westlicher Medizin und TCM

TCM und die Schulmedizin repräsentieren zwei verschiedene Systeme der Gesundheitsversorgung, die sich gegenseitig nicht ersetzen. Die westliche Medizin versteht Krankheit häufig als isoliertes, organbezogenes Problem, welches durch verschiedene Massnahmen behandelt wird. Im Gegensatz dazu versteht die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) den Menschen als Ganzes und Gesundheit als Harmonie der Körperfunktionen. Die Lebensenergie «Qi» durchströmt den ganzen Körper auf definierten Bahnen (Leitbahnen oder Meridianen) und versorgt die Funktionskreise (Organe).

In der Neuzeit entwickelte sich die westliche Medizin, die wesentliche Wurzeln im alten Griechenland hat, in Verbindung mit den Naturwissenschaften in die heute stark technologisierte Form. Die Forschung sucht stets weiter nach der Ursache aller Krankheiten Organe, Gewebe, Zellen und Chromosomen können immer präziser analysiert werden und liefern uns einen immer grösseren Informationskatalog über den menschlichen Körper. Dieses analytische Denken zeigt sich auch in der Arbeitsweise eines westlich ausgebildeten Mediziners. Ausgehend von einem Symptom, das der Patient beschreibt, versucht er mittels verschiedener Untersuchungen die Krankheitsentstehung zu verstehen und die Ursache einer ganz speziellen Krankheit herauszufinden.

Der Mediziner der Traditionellen Chinesischen Medizin TCM sieht hingegen die Erkrankung in einem viel globaleren Sinn. Er versteht den kranken Menschen als Mikrokosmos im Makrokosmos, der durch eine gestörte Wechselwirkung zwischen sich selbst und der Natur in ein Ungleichgewicht geraten ist, das er in seiner Gesamtheit erfassen möchte. TCM betrachtet deshalb die gesamte Physiologie und Psychologie des Menschen und sammelt alle Informationen und Symptome sowie generelle Eigenschaften des Patienten, um auf diese Weise neben der Ursache der Krankheit, vor allem das Disharmoniemuster zu ermitteln, welches entsprechend therapeutisch angegangen werden kann. Es wird nun auch verständlich, dass ein Mediziner der TCM bei mehreren Patienten, die alle das gleiche Symptom haben, verschiedene Disharmoniemuster erkennt und die Patienten auch verschieden behandelt.

Prävention und Rehabilitation

Die Traditionelle Chinesische Medizin hat in der Rehabilitation und Prävention einen bedeutsamen Stellenwert erlangt. Der Arzt im alten China wurde von seinen Besuchern beauftragt, um gesund zu bleiben“ erzählt die chinesische Geschichte. Daher ist der TCM-Arzt ist für seinen Patienten auch da, wenn dieser gerade nicht krank ist, sei es als Gesprächspartner für die Lebensplanung, oder zur Verbesserung der Lebensqualität und zur Beratung zu den Themen Essen, Trinken, Schlafen, Wohnen, Arbeiten, also zur Prävention, um gesund zu bleiben. Allergien können z.B. prophylaktisch mit Methoden der TCM (Akupunktur, Kräutertherapie und Diätetik) erfolgreich behandelt werden. Zunächst wird im Rahmen eines Erstgespräches anhand von Anamnese, Zunge und Puls die chinesische Diagnose gestellt. Darauf basierend wird mit dem Patienten das weitere Vorgehen und die Behandlungsstrategie festgelegt.

Welche Beschwerden und Erkrankungen können mit TCM behandelt werden

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) bietet ein weitgefächertes Spektrum zur Behandlung von Beschwerden und Krankheitsbildern. Im therapeutischen Alltag werden vor allem gute Erfolge bei akuten und chronischen Schmerzen, Hitzewallungen, Erschöpfung (Fatigue), rheumatischen, neurologischen, orthopädischen, gynäkologischen, psychosomatischen Beschwerden und Verdauungsproblemen erzielt. Auch bei Kindern sind Verbesserungen bei Unruhe, Entwicklungsstörungen, Schlafstörungen, Allergien durch TCM zu erzielen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) akzeptiert die Traditionelle Chinesische Medizin als vollwertige medizinische Disziplin mit ganzheitlicher Behandlungsmethodik für mehrere hundert Indikationen, die gesamte Liste finden Sie hier.

Diagnostik

Der Arzt der TCM macht sich immer ein umfassendes Bild von seinem Patienten, das weit über die aktuellen Beschwerden hinausgeht und zahlreiche Dimensionen umfasst. In der TCM gehören zu den traditionellen Untersuchungsmethoden das Beobachten, das Hören und Riechen, das Befragen und das Betasten. Anhand dieser umfangreichen Informationen sucht der Arzt der TCM nach einem gemeinsamen Muster. Jedes der Zeichen und Symptome ist nur im Zusammenhang mit den anderen Zeichen bedeutsam, für sich allein hat es keine Bedeutung. Kopfschmerzen können z.B. die Hauptbeschwerden vieler verschiedener Disharmoniemuster sein, entsprechend verschieden ist dann auch deren Behandlung.

Behandlungsprinzipien

Die TCM geht davon aus, dass alle Beschwerden aus Energieblockaden und Energiemangel entstehen und setzt sich zum Ziel, in ganzheitlicher Betrachtung des Menschen, Blockaden zu beseitigen und die Lebensenergie zu stärken. Das Ziel ist es, das Gleichgewicht des ganzen Körpers wiederherzustellen, aber auch der psychische Zustand soll in Balance gebracht werden. Die Mobilisierung der Selbstheilungskräfte, die jeder Mensch von Natur aus besitzt, ist hierbei sehr bedeutsam, ebenso die Ernährung, das soziale Umfeld und die Umgebung des Menschen.

Therapieformen / Säulen der TCM-Behandlung

Nach der Diagnostik wird ein individueller Behandlungsplan festgelegt, der meist aus einer Kombination verschiedener Anwendungen besteht. Die jeweilige Therapie soll das Fliessen des Qi und des Blutes fördern, die Funktionen der Organe regulieren, Schmerzen beseitigen und die mentale Verfassung beruhigen.

Akupunktur

Die Akupunktur ist eine der wichtigsten Behandlungsmethoden der Chinesischen Medizin. Durch das Setzen von dünnen Nadeln an genau definierten Punkten wird unter anderem der Energiefluss in den entsprechenden Leitbahnen gezielt beeinflusst und eine therapeutische Wirkung erwirkt.

Moxibustion

Die Moxa-Therapie stimuliert durch Hitzeeinwirkung gezielt die Akupunkturpunkte des Meridiansystems mit dem Ziel, die körpereigenen Energien wieder frei fliessen zu lassen. Akupunkturpunkte und Leitbahnen werden gewärmt und so die Energien in kalten und schmerzenden Gebieten, in denen das Qi schwach fliesst oder stockt, stimuliert.

Schröpfen

Das Schröpfen ist eine traditionelle Behandlungsmethode mittels Schröpfgläser zur Ausleitung schädlicher Körpersubstanzen mittels Unterdruckes auf der Hautoberfläche. Der Fluss von Qi , Blut und Flüssigkeiten, Schlackenstoffen wird angeregt und die lokale Durchblutung der Haut und tieferer Muskelschichten gefördert.

Ernährungsberatung

Die TCM geht davon aus, dass die Nahrung einen energetischen Zustand hat, der sich günstig oder ungünstig auf eine Disharmonie oder Erkrankung auswirken kann Je nach Geschmacksrichtung (süss, salzig, bitter, scharf) können Organe und Funktionskreise beeinflusst werden und unterstützen. Auch der Zubereitung kommt Bedeutung zu.